Vergesslichkeit in der Schwangerschaft

Im Verlauf der Schwangerschaft leiden viele werdende Mütter an einer verminderten Konzentrationsfähigkeit und einer auffallenden Vergesslichkeit. Manche sprechen hier von einer Schwangerschaftsdemenz. Da wird ein wichtiger Termin vergessen und wenn Frau den Einkauf zu Hause auspackt, stellt sie fest, dass wichtige Sachen fehlen. Der Autoschlüssel ist häufig weg und bestimmte Worte fallen einem nicht ein. Das ist kein Grund zur Beunruhigung, es ist davon auszugehen, dass die Vergesslichkeit bald nach der Geburt vergeht 🙂

Eine Studie, die im „Journal of Clinical and Experimental Neuropsychology” erschien, kommt nach Untersuchungen von mehr als tausend schwangeren Frauen, Müttern und nicht-schwangeren Frauen zu dem Ergebnis, dass es die werdenden Mütter vor allem Probleme dabei hatten neue oder besonders schwierige Aufgaben zu lösen.
„Regelmäßige, eingeübte Aufgaben wie die Telefonnummern von Freunden und Angehörigen waren nicht betroffen”, erläuterte der Forscher Peter Rendell, der die Studie mit Julie Henry zusammen überwachte. Henry merkt an: “Der Gedächtnisabbau, den viele Frauen während und nach einer Schwangerschaft erleben, entspricht ungefähr dem Unterschied beim Erinnerungsvermögen, den wir zwischen einer 20- und einer 60-jährigen Frau feststellen können”.
Das Phänomen hält laut der Studie mindestens ein Jahr an – woher genau die Vergesslichkeit rührt, bleibt weiterhin ungeklärt.

Es gibt zu den Ursachen der Vergesslichkeit verschiedene Theorien. Möglicherweise spielen Hormone eine Rolle. In Studien wurde festgestellt, dass Frauen, die ein Mädchen erwarten tendenziell vergesslicher sind und sich schlechter konzentrieren können als solche, die einen Jungen bekommen. Wenn ein Mädchen erwartet wird, so ist der Hormonspiegel der Mutter deutlich höher, als bei einem Jungen, was sich auch stärker auf die Gehirnleistung auswirken kann.
Zudem stellt eine Schwangerschaft insgesamt hohe Anforderungen an Körper und Geist der Frau. Der Körper stellt sich viele Monate lang auf die Schwangerschaft um und bildet sich anschließend zurück, all diese Veränderungen gehen auch an der Psyche nicht spurlos vorbei. Die Gedanken kreisen naturgemäß viel um das Baby, die Zukunftsperspektiven, Unsicherheiten etc., was von alltäglichen Gedanken ablenkt und so werden eigentlich selbstverständliche Dinge leicht vergessen.
Auch ein häufig unterbrochener Schlaf kann das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen und im Verlauf der Schwangerschaft schlafen die werdenden Mütter zunehmend unruhig und wachen nachts häufiger auf.

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„A review of the impact of pregnancy on memory function“ ist im „Journal of Clinical and Experimental Neuropsychology“ erschienen (->abstract).